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Zum Tode von Charlie Watts

Erstellt von Ralf Grote | |   News

Als Charlie Watts Anfang August über einen Sprecher erklären ließ, dass er auf der anstehenden Herbst-US-Tour der Rolling Stones nicht dabei sein werde, da er sich nach einer erfolgreichen Operation erholen müsse, ließ das zwar aufhorchen – denn bis dato waren die Stones nie ohne ihren Schlagzeuger auf Tour gegangen – aber richtig ernsthafte Sorgen machten sich wahrscheinlich nur wenige.

Umso überraschender, aber auch schockierender, dann die Nachricht, dass Charlie Watts am 24. August in einem Londoner Krankenhaus im Kreise seiner Familie verstorben sei. Er wurde 80 Jahre alt und bediente seit 1963 die Drums der Band. Neben Mick Jagger und Keith Richards ist Watts als einziges Bandmitglied auf allen Studioalben der Rolling Stones zu hören. Er machte seinen Job und schrieb praktisch keine Songs.

Geboren am 2. Juni 1941 entdeckte die Musik früh über die Stilrichtungen Jazz und Blues… aus einem alten Banjo entstand damals sein erstes Schlagzeug. Nach dem ersten Auftritt der Rolling Stones am 12. Juli 1962 im Londoner Marquee Club schloss er sich der Band an, der er bis zu seinem Tode am gestrigen Tage die Treue hielt. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte Charlie Watts einmal: „Ursprünglich waren die Stones für mich nur eine weitere Band. Ich ging davon aus, dass spätestens nach zwei Jahren alles vorbei sein würde.“

Im Gegensatz zu seinen langjährigen musikalischen Kollegen – insbesondere zu Mick Jagger, Keith Richards, aber auch Brian Jones – mied Charlie Watts meist das Rampenlicht und negative Schlagzeilen, wenn es einmal mehr um Exzesse mit Drogen und Frauengeschichten ging. Neben Bassist Bill Wyman, der 1993 die Stones verließ, galt Watts stets als der Seriöse bzw. Ruhepol der Band.

Philip Dethlefs und Werner Herpell bringen es in ihrem Nachruf auf den Punkt: „Bei Charlie Watts konnte man denken, er habe sich in den Rock`n`Roll-Zirkus irgendwie nur verirrt. Der Schlagzeuger der Rolling Stones hatte die Ausstrahlung eines englischen Gentlemans, war stets dezent und elegant gekleidet, wirkte auch sonst eher unauffällig. Und er hatte ein Faible für Jazz, was ihn als musikalischen Feinschmecker auswies.“

Die sozialen Medien sind seit dem gestrigen Tage voll mit Beileidsbekundungen und anerkennenden Worten für Charlie Watts. Allen voran trauen seine Bandmitglieder Mick Jagger und Keith Richards, die ihrer Trauer jeweils mit einem unkommentierten Foto Ausdruck verleihen. Jagger mit einem Foto, das Watts ausgelassen lachend am Schlagzeug sitzend zeigt, während Richards ein Bild postete, das die Drums des verstorbenen Kollegen zeigt. Daran hängt ein Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“.

Zahlreiche langjährige musikalische Wegbereiter und Kollegen wie u.a. Elton John, Mick Fleetwood, Paul McCartney oder Ringo Starr äußerten sich ebenfalls kurz nach dem Bekanntwerden der Todesnachricht.

Ob der Tod von Charlie Watts nun auch das Ende der Rolling Stones bedeuten wird, bleibt abzuwarten. „Charlie ist unser Motor“, sagte einmal Bandkollege und Kumpel Ron Wood, „und ohne unseren Motor fahren wir nirgendwohin.“ Watts sagte 2018 in einem Interview dem „Guardian“, er spiele gerne Schlagzeug, und das auch gerne mit Mick, Keith und Ronnie. Er wisse auch nicht, was die anderen denken, aber ihn würde es nicht stören, wenn die Rolling Stones sagen würden, dass es das jetzt war. Für ihn und uns war es das jetzt leider…

Foto: Ralf Grote zum Tode von Charlie Watts
Ralf Grote zum Tode von Charlie Watts
Foto: Charlie Watts - offizielles Statement der Rolling Stones (Quelle: Facebookseite der Rolling Stones)
Charlie Watts - offizielles Statement der Rolling Stones (Quelle: Facebookseite der Rolling Stones)
Foto: Charlie Watts - offizielles Statement der Rolling Stones (Quelle: Facebookseite der Rolling Stones)
Charlie Watts - offizielles Statement der Rolling Stones (Quelle: Facebookseite der Rolling Stones)
Foto: Instagram-Post von Keith Richards (Quelle: Instagram Keith Richards)
Instagram-Post von Keith Richards (Quelle: Instagram Keith Richards)