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Doppel-Schicht in Dortmund

Erstellt von Bettina und Ralf Grote | |   News

Ob das Ukulele Orchestra Of Great Britain in seiner inzwischen fast 40-Jährigen Geschichte schon einmal zwei Konzerte innerhalb von knapp vier Stunden gespielt hat, kann ich mir nicht unbedingt vorstellen (lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen)…

…und so kann man die beiden Auftritte, die dort am gestrigen Abend vor zweimal 750 Zuschauerinnen und Zuschauern im Konzerthaus Dortmund stattgefunden haben, sicherlich als Novum bezeichnen.

Zum Abschluss einer kleinen Konzertreise durch Deutschland kam das diesmal siebenköpfige Zupf-Ensemble wieder nach Dortmund. Zuletzt hatten sie dort im März 2016 gespielt… in einer Zeit, wo sich niemand eine Corona-Pandemie vorstellen konnte. Dass nun endlich wieder Konzerte und Kultur – allerdings mit den entsprechenden Schutzauflagen – wieder möglich sind, ist bitter notwendig und wird nicht nur von denen, die auf der Bühne stehen, sondern auch von denen, die davor stehen bzw. sitzen, sehr dankbar aufgenommen. Dazu vielleicht gleich noch einen Satz.

Um 18 Uhr bat das Ukulele Orchestra Of Great Britain zum ersten Auftritt. Kurzfristig hatte das Konzerthaus mit den Beteiligten dieses Angebot realisieren können. Wir von der Radio Runde Hamm hatten unsere Tickets ursprünglich für 20 Uhr bekommen – da war man auch von nur einem Konzert der „Ukes“ ausgegangen. Letztlich wurde der zweite Auftritt des Abends auf 20.15 Uhr terminiert.

Pünktlich betreten Hester Goodman, Leisa Rea, Laura Currie, Peter Brooke Turner, Jonty Bankes und Richie Williams die karg ausgestattete Bühne. Bekanntlich benötigt die Formation lediglich einen Stuhl plus Mikro pro Person und natürlich die Ukulelen, um für einen begeisternden Abend zu sorgen. Premiere in Dortmund und auf dieser kleinen Tour übrigens für Laura Currie, die erst seit dem vergangenen Jahr zur „Ukes“-Familie gehört.

Traditionell startet der Auftritt mit einem Instrumental, ehe danach wieder eine spannende und abwechslungsreiche Reise und ein wilder Ritt durch die Musikgeschichte beginnen. Mit Lady Gagas „Born This Way“ gelingt das ausgezeichnet, weiter geht es mit Musik der Cranberries und Clean Bandits „Rockabye“. Hier heimst Leisa Rea für ihre Rap-Einlage verdientermaßen den ersten Szenenapplaus des Publikums ein. Danach darf dann Laura Currie mit „You Know I`m No Good“ von Amy Winehouse ihr Highlight zur Set-List beisteuern.

Seit vielen Jahren gehört die „Ukes“-Version von Kraftwerks „Das Model“ zu den festen – und immer wieder begeisternden – Größen ihrer Live-Auftritte. Der Besuch von der britischen Insel singt natürlich in deutscher Sprache (mit herrlichem Slang) und liefert dazu – im Sitzen (!!) – die passende Choreographie. Muss man gesehen und natürlich gehört haben.

Dass man wirklich die gesamte Musikgeschichte über die Ukulele wiedergeben kann, beweisen die nächsten Songs. Da erklingt David Bowies „Life On Mars“ mit Anklängen zu u.a. „Once In My Life“ von Stevie Wonder oder Frank Sinatras „My Way“, um dann eine von Peter Brooke Turner kraftvolle Interpretation von Baccaras „Yes Sir I Can Boogie“ folgen zu lassen, der sich das fantastische „The Good, The Bad And The Ugly“ von Ennio Morricone anschließt.

Die ersten Takte von „Freude schöner Götterfunken“ beendet das Orchester aber schlagartig mit dem Argument „Oh, we`re not a part of Europe anymore…“, um danach lieber eine russische Weise zu spielen, was sich aber als der Ukulele-Klassiker „Leaning On A Lamp Post“ entpuppt.

„Teenage Dirtbag“ – im Original von Wheatus – hat sich ebenfalls zum festen Programmpunkt der „Ukes“ entwickelt. Es wird einfach nicht langweilig, wenn Hester Goodman die Zeilen „I`ve got two tickets to Iron Maiden, baby“ singt, um anschließend zu „Come with me Friday…“ zum gemeinsamen Ukulelespielen einzuladen.

Absolut perfekt wird es dann noch einmal mit „Fly Me Off The Handel“… sozusagen das „Stars On 45“ des Ukulele Orchestra Of Great Britain. Der AC/DC-Klassiker „Highway To Hell“ bildet den Schlusspunkt. Hier darf sich Ben Rouse für sein Solo noch einmal kräftigen Beifall des Publikums abholen.

Mit stehenden Ovationen verlassen die „Ukes“ die Bühne und kommen für zwei Zugaben, u.a. für „Heroes“ von David Bowie, noch einmal zurück. Danach gibt es nur noch langanhaltenden Applaus für einen wunderbaren Auftritt, der uns allen in diesen Zeiten so gut getan hat.

Dem Orchestra hat man deutlich in den Gesichtern ablesen können, wie froh und dankbar sie sind, endlich wieder live vor Publikum spielen zu können, während man die Dankbarkeit der Anwesenden immer wieder durch langen Beifall nach den Songs spüren konnte.

Dass man dabei momentan noch immer durchweg einen Mund-Nasen-Schutz tragen muss, schränkt zwar das Vergnügen ein wenig ein und ist überhaupt nicht mit dem vergleichbar, was wir noch vor der Pandemie erlebt haben, aber es sind erste Schritte zurück in ein Kulturleben, was wir alle sehr, sehr nötig haben. Daher gilt mein Dank in diesem Fall auch dem Team vom Konzerthaus Dortmund. Die Besucherströme zwischen den beiden Auftritten wurden perfekt voneinander getrennt, die Einlasskontrollen liefen reibungslos und ohne größere Wartezeiten und die Platzverteilung unter Berücksichtigung von Abständen innerhalb des Konzertsaales wurden toll umgesetzt… alles Dinge, um die man sich vor zwei Jahren noch nicht kümmern musste, die aber heute zum Pandemiealltag gehören und für zusätzlichen Arbeitsaufwand sorgen.

Nochmals DANKE dafür! Wollen wir hoffen, dass wir bald die nächsten Schritte gehen können… wir freuen uns auf jeden Fall schon jetzt auf unseren nächsten Besuch im Konzerthaus Dortmund.

www.ukuleleorchestra.com

www.konzerthaus-dortmund.de

Foto: Gleich zweimal trat das Ukulele Orchestra Of Great Britain am 9. Februar im Konzerthaus Dortmund auf.
Gleich zweimal trat das Ukulele Orchestra Of Great Britain am 9. Februar im Konzerthaus Dortmund auf.
Foto: Szenenapplaus für Leisa Rae und ihren "Rockabye"-Rap
Szenenapplaus für Leisa Rae und ihren "Rockabye"-Rap
Foto: "Yes Sir, I Can Boogie": (v.l.) Peter Brooke Turner, Laura Currie und Hester Goodman
"Yes Sir, I Can Boogie": (v.l.) Peter Brooke Turner, Laura Currie und Hester Goodman
Foto: "Das Model" mit passende Choreographie
"Das Model" mit passende Choreographie
Foto: „I`ve got two tickets to Iron Maiden, baby“
„I`ve got two tickets to Iron Maiden, baby“
Foto: „Come with me friday…“ zum gemeinsamen Ukulelespielen
„Come with me friday…“ zum gemeinsamen Ukulelespielen
Foto: „Leaning On A Lamp Post“
„Leaning On A Lamp Post“
Foto: Ende des tollen Konzertabends
Ende des tollen Konzertabends